Symposium der ARGE Kulturelle Dynamiken „For Sale – Kommodifizierung in der Gegenwartskultur“
09.01.2021 - 10.01.2021
MOTIVATION
Das siebte interdisziplinäre Symposium der ARGE Kulturelle Dynamiken widmet sich aktuellen Mechanismen und Phänomenen der Kommodifizierung. Aus literatur- und kunstwissenschaftlicher sowie urheberrechtlicher Perspektive wird die Ausdehnung populärer Kommerzsysteme auf den gesamten Kunstbetrieb analysiert und wie Artefakte der gewerblichen Produktvermarktung unterliegen (Literatur- und Klassik CD-Covers in populärer Aufmachung, Konzeptkunst, groß aufgezogene Wettbewerbe, Rankings und Voting-Verfahren). Aus touristischer, kulturökonomischer, geschichtlicher und sozialanthropologischer Sicht wird die Veränderung der Lebensstruktur durch Kommodifizierung regionaler/nationaler Eigenschaften untersucht. Um die Kommerzialisierung des Körpers in Medizin, Sport, Schönheitsindustrie, Fitness und Wellness besser zu verstehen, bedarf es der Zusammenarbeit einer ganzen Reihe von Disziplinen. Der Körper ist zum boomenden Kommerzartikel avanciert. Wie verhalten sich spektakuläre Prognosen vom Rohstoff und Warenlager Mensch zur tatsächlichen Forschung und Praxis in den Naturwissenschaften (Transplantationsmedizin, Reproduktionsmedizin, Genforschung, etc.)? Welche Ängste und Hoffnungen liegen dem Geschäft mit Gesundheit, Jugend und Schönheit zugrunde? Wie wird das Ideal des gesunden Körpers kommerzialisiert (health data, quantified self)? Die Privatisierung von Öffentlichkeit und natürlichen Ressourcen (z.B. Wasser, genetisch verändertes Saatgut, etc.) erlangt im Zuge ihrer kommerziellen Nutzung eine existenzielle Brisanz, die für kulturtheoretische Fragen geöffnet werden soll. In enger Verbindung mit dem Drang, Vergangenes zu bewahren, steht die Digitalisierung aber auch die Fetischisierung von Geschichte: Beispiele liefert die Versteigerung historischer Alltagsgegenstände (rezente Beispiele: Reitunterhose Kaiser Franz-Josefs und Hüte von Lady Di). Hier münden wiederum Fragen der Memorialisierung und der Delokalisierung herein, zum Beispiel mit dem käuflichen Erwerb historischer Gegenstände (Trümmer der Concorde als Souvenirs, Reste der Berliner Mauer in Schmuck gefasst). Gleicht nicht die Jagd auf Souvenirs der Jagd nach Trophäen und Raritäten, die zur Entwicklung der frühneuzeitlichen Wunderkammern führte? Auf diesen Fragen aufbauend will das Symposium unter dem Motto „For Sale“ die Verschränkungen von Kommodifizierung, aktuellen Praktiken und lebensweltlichen Erfahrungen in der Gegenwartskultur aufzeigen.
Wir bitten um Anmeldung bis 6. Jänner unter oefg@oefg.at
Datum: 09.-10. Jänner 2020
Ort: Sky Lounge der Universität Wien, Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien